Carnaubawachs Wirkung, Andwendung, Qualität & Kaufempfehlung

Dr. Lisa Dinh 11.10.2020 14:5 min

Carnaubawachs wird von den Blättern brasilianischer Wachspalmen gewonnen und stellt einen veganen Rohstoff, der aufgrund seiner Eigenschaften sehr vielseitig einsetzbar ist.

Bezeichnung Carnaubawachs
Bot. Name Copernicia prunifera
Synonyme
Eng. Name Carnauba wax
Herkunft Nordbrasilien
Preis pro 10ml

Innere Wirkung

Obwohl Carnaubawachs in der Lebensmittelindustrie verwendet wird, ist es grundsätzlich unverdaulich und wird nach dem Verzehr weitestgehend unverändert wieder ausgeschieden. Dabei gilt es als gesundheitlich völlig unbedenklich und ist als absolut neutral zu betrachten. Auch Allergien oder Unverträglichkeiten sind keine bekannt. Kurzum, innerlich entfaltet Carnaubawachs keinerlei Wirksamkeit.

Äußere Wirkung

Carnaubawachs wirkt wasserabweisend und filmbildend. Auf der Haut bildet es so eine schützende Schicht, die kleinere Risse verschließt und die Haut vor Austrocknung bewahrt. Durch seinen hohen Schmelzpunkt (über 80°C) verschmiert Carnaubawachs nicht, sondern bleibt lange erhalten. Außerdem ist es wasserabweisend. Aufgrund dieser Eigenschaften eignet sich Carnaubawachs hervorragend für unterschiedliche dekorative kosmetische Produkte, wie Lippenstift oder Mascara.

Auf dem Haar wirkt Carnaubawachs ähnlich. Wie ein dünner Film legt es sich um jedes einzelne Haar und glättet es ohne dabei das Haar zu verkleben. Brüchige Haarfragmente oder abstehende Schuppen werden durch das Wachs dicht an das Haar gedrückt. Durch diese Glättung gewinnt das gesamte Haar an Glanz, Fülle und Kämmbarkeit. Durch die Wachsschicht wird es fester und formbar.

Anwendung

Der Anwendungsbereich von Carnaubawachs ist sehr vielfältig. Dies liegt an seinen einmaligen physikalischen Eigenschaften verbunden mit einer gewissen Neutralität. Gesundheitlich ist es vollkommen unbedenklich und es sind keine Allergien oder Nebenwirkungen bekannt.

Salben

Carnaubawachs wird in der Kosmetikindustrie in erster Linie als Konsistenzgeber verwendet. Ähnlich wie Bienenwachs sorgt es für Festigkeit in Produkten, die ansonsten eher flüssige oder zumindest sehr weiche Komponenten enthalten. Dabei ist Carnaubawachs rein vegan. Besonders Salben, die keine wässrige Komponente besitzen sondern ausschließlich aus Fetten bestehen, sind ohne eine konsistenzgebende Zutat viel zu weich und dadurch nicht gut zu handhaben. Carnaubawachs lässt sich mit Fetten hervorragend mischen und verhilft dem ganzen Gemisch zu einer deutlich besseren Streichbarkeit.

Viele DIY Salbenrezepte arbeiten mit Bienenwachs als festem Konsistenzgeber. Dieses kann durch veganes Carnaubawachs ersetzt werden. In der Regel ist etwas weniger Carnaubawachs als Bienenwachs erforderlich, weil es etwas fester ist und einen höheren Schmelzpunkt besitzt. Der Unterschied ist allerdings so gering, dass er nur bei größeren anzusetzenden Mengen zum Tragen kommt.

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Im Grunde gibt es zwei Rezepte für eine mögliche Basissalbe:

  1. Eine Basissalbe nur aus Öl und Wachs

Die einfachste Salbe besteht nur aus einem Pflanzenöl und Wachs. Um eine gute Streichbarkeit zu erzielen werden pro 50ml Öl 4g Carnaubawachs benötigt. Beides wird zusammen in ein Glas gegeben und in einem Wasserbad erhitzt. Wenn das Wachs komplett geschmolzen ist, wird das flüssige Fett gut durch gerührt und in ein verschließbares Gefäß gegeben, wo es auskühlen kann.

  1. Eine Basissalbe mit Öl, Butter und Wachs

Da Wachs nicht in die Haut einzieht, sondern eher einen Film darauf bildet, kann ein zu hoher Wachsanteil in der Salbe für manche Menschen unangenehm auf der Haut sein. Das ist in erster Linie eine Frage der persönlichen Empfindung. Ein anderes Hautgefühl ergibt sich, wenn der Salbe als Konsistenzgeber zusätzlich eine pflanzliche Butter, wie Shea oder Kakao, hinzugegeben wird. Dadurch reduziert sich der nötige Anteil des Wachses. Für diese Salbe werden pro 30ml Öl 4g Pflanzenbutter und 1g Carnaubawachs benötigt. Alle Komponenten werden gemeinsam in einem Wasserbad erhitzt bis alle Wachsanteile geschmolzen sind. Nun wird alles verrührt und zum abkühlen in ein Schraubgefäß geschüttet.

Um der selbst hergestellten Salbe eine bestimmte Wirksamkeit abverlangen zu können, müssen Inhaltsstoffe enthalten sein, die diese liefern. Diese können im einfachsten Fall direkt in dem verwendeten Öl liegen. So lässt sich eine Arnikasalbe zur Wundheilung direkt mit Arnikaöl herstellen oder eine Aloe Vera Salbe zur Behandlung alternder Haut aus Aloe Vera Öl.

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Eine andere Möglichkeit besteht darin die Basissalbe mit einem hautverträglichen Trägeröl herzustellen (z.B. Olive oder Jojoba) und anschließend zusätzlich Zutaten hinzuzugeben. Hierfür können zum Beispiel ätherische Öle verwendet werden, die eine bestimmte medizinische Wirksamkeit entfalten. Diese Zugabe erfolgt während des Abkühlungsprozesses der Salbe, solange sie noch weich und gut mischbar ist. Ätherische Öle sollten nicht hinzugefügt werden, wenn die Salbe noch zu heiß ist, da einige Komponenten sehr schnell auch schon bei geringer Hitze verfliegen. Je nach verwendetem ätherischen Öl können zwischen 5 und 15 Tropfen pro 30g Salbe verwendet werden. Auf diese Weise lässt sich zum Beispiel eine Erkältungssalbe, zum Einreiben der Brust, mit 10 Tropfen Eukalyptus- oder Cajeputöl pro 30mg Salbe oder eine beruhigende Salbe mit 15 Tropfen Lavendelöl herstellen.

Auch verschiedene Kräuter können direkt bei der Herstellung der Salbe hinzugefügt werden, um sie mit wertvollen pflanzlichen Inhaltsstoffen anzureichern. So können getrocknete Johanniskrautblüten in der flüssigen heißen Salbe einziehen, um eine Salbe für Verbrennungen herzustellen. Getrocknete Ringelblumenblüten bereichern die Salbe mit entzündungshemmenden Substanzen. Bevor die Salbe aushärtet, sollten die Blüten vollständig entfernt und alles gut durchmischt werden.

Das Spektrum an möglichen Salben ist riesig und Carnaubawachs liefert einen wertvollen veganen Grundstoff, der je nach weiteren Zutaten beliebig ausgeweitet werden kann.

In Schminke

Auch in dekorativer Schminke erfüllt Carnaubawachs die Funktion eines Konsistenzgebers. Aber nicht nur. Es macht die Schminke außerdem wasserabweisend. Dadurch hält sie auf der Haut erheblich besser und länger ohne zu verschmieren. Seine Hitzebeständigkeit bewirkt ebenfalls, dass die Schminke weniger schnell verläuft und relativ fest an Ort und Stelle bleibt. Besonders in naturkosmetischen Produkten wird Carnaubawachs als vegane Alternative zu Bienenwachs angeboten. In herkömmlicher Schminke werden zumeist keine natürlichen Wachse sondern mineralische Paraffine verwendet.

Diese Eigenschaften des Carnaubawachses sind besonders hilfreich bei Lippenstiften oder Lippenbalsamen und können auch für eigene Rezepte gut genutzt werden. Mit folgendem Rezept können Sie einen Lippenbalsam für trockene sonnige Tage selbst herstellen:

  • Carnaubawachs 1,4g
  • Avocadoöl 2,1g
  • Squalan 2,5g
  • Vitamin E 1 Tropfen
  • Pfefferminzöl 1Tropfen

Das Wachs wird zunächst im Wasserbad geschmolzen. Anschließend werden die anderen Zutaten hinzugegeben und alles gut vermengt. In einer kleinen verschlossenen Cremedose oder einer leeren Lippenstifthülse kann der Balsam nun auskühlen und härten. Kühl aufbewahrt hält er bis zu 6 Monate. Diese Rezeptur spendet empfindlichen Lippen Schutz vor starker Sonneneinstrahlung und ist gleichzeitig durch das Carnaubawachs relativ wasserfest. Daher ist dieser Balsam der ideale Begleiter für einen Tag am Strand.

Für die Haare

Haarwachse sind ein beliebtes Styling-Tool, um das Haar zu modellieren und in Szene zu setzten. Dabei werden die einzelnen Haare geglättet und gefestigt. Neben natürlichen Wachsen und Ölen enthalten sie oft auch mineralische Paraffine. Naturkosmetische Produkte hingegen setzten zumeist auf Bienen- oder Carnaubawachs. Für ein selbst gemachtes Haarwachs benötigen Sie 10g Carnaubawachs, 15g Kokosöl und 60g Sheabutter.

Alle Fette werden im Wasserbad zum schmelzen gebracht und gleichmäßig vermengt. In einem Schraubgefäß kann die Masse auskühlen und härten. Das fertige Wachs kann in den Händen verrieben und in das trockene Haar einmassiert werden, um stylische Akzente zu setzen. Verwenden Sie das Wachs sparsam, um die Haare nicht zu sehr zu fetten. Mit der richtigen Dosierung bekommt es Halt, Elastizität und Glanz. Nebenbei ist es vor Austrocknung z.B. durch Hitze oder direkte Sonneneinstrahlung geschützt. Das Wachs kann aus den Haaren nicht ausgekämmt werden, sondern muss mit warmem Wasser und Shampoo ausgewaschen werden.

In Oberflächenpolitur

Carnaubawachs ist ein sehr beliebtes Wachs zur Pflege und Versiegelung von Oberflächen, wie Holz oder auch Lacken. So findet es sich in vielen fertigen Möbel- und Autopolituren wieder. Gerade Holzoberflächen bekommen durch eine Wachspolitur nicht nur einen schönen Glanz, auch die Maserung des Holzes kommt deutlich besser zur Geltung. Die Oberfläche wird versiegelt, so dass Flüssigkeiten nicht mehr eindringen können.

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Eine Behandlung mit Carnaubawachs eignet sich besonders in der Küche für naturbelassene Arbeitsplatten oder Schneidebretter. Es ist in Verbindung mit Lebensmitteln vollkommen unbedenklich und schützt das Holz vor Verfärbungen und Flecken. Die versiegelte Oberfläche kann besser gereinigt werden, wodurch sich die Keimbelastung reduziert. In Verbindung mit einem Nussöl lässt sich eine einfache pflegende Holzpolitur sehr unkompliziert herstellen.

Hierzu mischen Sie 2 Teile Öl mit einem Teil Carnaubawachs und bringen es in einem Wasserbad zum schmelzen. Wenn das zu behandelnde Holz nicht mit Lebensmitteln in Kontakt kommt, können sie zusätzlich etwas Terpentin hinzufügen. Nach dem Abkühlen wird die Politur mit einem Tuch oder Pinsel auf das Holz aufgetragen und einige Stunden ruhen gelassen. Anschließend kann es mit einer Bürste poliert werden, um die natürliche Holzmaserung hervorzuheben. Auf stark beanspruchten Arbeitsflächen sollte diese Prozedur regelmäßig wiederholt werden, um das Holz nachhaltig zu schützen.

Herstellung

Carnaubawachs stammt von den Blättern der brasilianischen Carnaubapalme und stellt einen nachwachsenden Rohstoff dar. Diese Palme gibt über ihre Blätter ein Sekret ab, dass sich als pulverförmige Wachsschicht auf beiden Seiten der Blätter darstellt. Wenn die Blätter getrocknet werden, löst sich diese Schicht oft schon von allein. Ansonsten wird sie manuell von den Blättern gelöst. Hierzu werden die riesigen Blätter in mehrere breite Streifen geschnitten und manuell abgeschabt. Das aufgesammelte Wachs wir anschließend geschmolzen und von Verunreinigungen befreit, die entweder im flüssigen Wachs absinken oder abgesiebt werden.

Das Ergebnis ist das reine hellgelbe Carnaubawachs, das in kleinen Bruchstücken zu kaufen ist. Mit einem Schmelzpunkt von 80 bis 87°C bleibt das härteste bekannte natürliche Wachs sehr lange stabil. Je nach dem, für welchen Zweck es verwendet wird, wird das Carnaubawachs mit Bleichmitteln erhellt bis es fast weiß ist. Die Ausbeute von einem einzelnen Blatt liegt bei durchschnittlich 5 Gramm Carnaubawachs. Da von einer einzelnen Carnaubapalme etwa 10 bis 20 Blätter pro Jahr geerntet werden können, liegt der jährliche Ertrag an Wachs einer einzelnen Pflanze zwischen 50 und 100 Gramm. Die Pflanze bleibt dabei vollständig erhalten und kann im nächsten Jahr wieder abgeerntet werden.

Inhaltsstoffe

Der Großteil des Carnaubawachses, nämlich etwa 85 Prozent, besteht aus Estern langkettiger gesättigter Fettsäuren, den sogenannten Wachssäuren, ω-Hydroxycarbonsäuren und aromatischen Carbonsäuren. Zu letzteren zählt in erster Linien die Zimtsäure. Die Menge ist allerdings so gering, dass es aromatisch für den Menschen keine Rolle spielt. In der Natur genügt diese Menge im Wachs allerdings, um auf Insekten in der Umgebung zu wirken.

Neben diesen Bestandteilen finden sich in geringen Mengen im Carnaubawachs alkoholische Komponenten, wie Fettalkohole und zweiwertige Diole, sowie feste langkettige Wachssäuren, wie Behensäure, Cerotinsäure, Lignocerinsäure oder Melissinsäure. Manchmal wird auch eine Carnaubasäure erwähnt, dabei handelt es sich allerdings um eine veraltete Bezeichnung von Lignocerinsäure.

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Geschichte

Die Carnaubapalme wurde als südamerikanische Nutzpflanze erstmals im Jahre 1648 schriftlich erwähnt, als europäische Naturforscher den neuen Kontinent erkundeten. Verwendet wurde sie von der indigenen Bevölkerung höchstwahrscheinlich schon weit länger. Die großen aufgefächerten Blätter wurden für das Flechten von Körben oder zum Dachdecken verwendet. Durch die Wachsschicht der Blätter perlt der Regen von den Dächern ab und das Innere bleibt auch bei starkem Monsunregen weitestgehend trocken. Neben den Blättern wird auch das Holz der Carnaubapalme als Baumaterial verwendet.

Die Carnaubapalme liefert außerdem unterschiedliche Nahrungsmittel. So kann aus der Pulpe im Innern des Stammes ein Mehl und aus den Samen der Fruchte ein Öl hergestellt werden. Die Früchte selbst werden getrocknet, gemahlen und als Aufgussgetränk getrunken. Frisch sind sie sehr bitter und werden entweder zu Marmelade weiterverarbeitet oder dienen als Viehfutter. Die jungen Palmherzen werden roh oder gegart als Gemüse verzehrt.

Das reine Carnaubawachs wird seit dem frühen 19. Jahrhundert im größeren Stil in Brasilien verwendet. Seit 1846 wird es nach Europa exportiert. Zunächst wurde es hauptsächlich als Kerzenwachs oder Imprägniermittel verwendet. Im Laufe der Zeit wurde es hierfür aber durch synthetische Wachse auf Erdölbasis abgelöst. Heute spielt Carnaubawachs vornehmlich eine Rolle als Konsistenzgeber in der Kosmetikindustrie. Auch als Überzugsmittel auf Lebensmitteln, wie Gummibärchen oder Kaugummis, wird es verwendet und wird dabei als Lebensmittelzusatzstoff E901 bei den Zutaten angegeben. In verschiedenen Politurmitteln für Möbel, Schuhe oder Autos ist Carnaubawachs ebenfalls enthalten. Durch seine Härte versiegelt es die Oberfläche und bringt dabei den beliebten Glanz.

Botanik

Bei der Carnaubapalme (Copernicia prunifera) handelt es sich um eine Wachspalmenart, die endemisch im Nordosten Brasiliens vorkommt. Das bedeutet, dass sie nur hier zu finden, weil sie perfekt an diesen bestimmten Lebensraum angepasst ist. Dabei wächst sie in tiefgelegenen, vom Monsun beeinflussten Gebieten, entlang von Flüssen und an Seen.

Die Carnaubapalme erreicht eine Höhe von 15 Meter und einen Stammdurchmesser von 25 Zentimeter. Die Krone der Palme ist besteht aus bis zu 35 großen fächerartigen Blättern. Diese sitzen an einem etwa 1 Meter langen kräftigen Stil, der mit starken Zähnen bewährt ist. Darauf folgt das annähernd kreisrunde Fächerblatt mit einem Durchmesser von bis zu 1,5 Meter. Es ist bis zur Hälfte in viele lineare, steife Segmente unterteilt, die sich schließlich auffächern. Die Blätter sind von gelbgrün bis grünblauer Farbe und flächig mit pulverförmigem Wachs überzogen, wobei die Wachsschicht auf der Unterseite deutlich dicker ist. In der Natur haben solche Wachsschichten unterschiedliche Schutzfunktionen. An sonnigen und heißen Standorten schützen sie die großflächigen Blätter vor unnötiger Verdunstung.

Bei Regen führt das Wachs zu einem Perleffekt, der die Blätter von Pilzsporen und anderen Keimen befreien kann. Außerdem schützt die Wachsschicht die Blätter direkt vor Fraßfeinden. Besonders Raupen, die sich gerne im Schutze der Sonne an der Blattunterseite aufhalten, finden bei der Carnaubapalme keinen Angriffspunkt und müssen sich eine andere Nahrungsquelle suchen. Wie bei den meisten Palmenarten entspringen im Laufe der Zeit immer neue Blätter aus dem Zentrum des Stammes, während die alten vertrockneten Blätter einen spiraligen Bastkranz um den Stamm bilden.

Wenn die Carnaubapalme blüht, streckt sich ihr rund 2 Meter langer Blütenstand weit nach oben. Dabei handelt es sich um eine schmale Rispe, die von unzähligen gelbbraunen kleinen Blüten übersät ist. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten. Aus den Blüten entwickeln sich blauschwarze Beeren, die einen hohen Gehalt an Bitterstoffen aufweisen. Carnaubapalman können ein Alter von bis zu 200 Jahre erreichen.

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Kultivierung

Aufgrund des exklusiven Vorkommens von Carnaubapalmen, ist Brasilien das einzige Land, in dem Carnaubawachs produziert wird. Die Wachspalmen werden nur sehr vereinzelt auf Plantagen kultiviert, da sie nicht ertragreich genug sind und ein Anbau wirtschaftlich nicht lohnenswert erscheint. Neu gepflanzte Bäume müssten zunächst 20 Jahre wachsen, bis sie eine angemessene Produktion von Wachs vorzeigen können. Aus diesem Grunde werden die Blätter zum absoluten Großteil von Wildpflanzen geerntet, deren Dichte in bestimmen Regionen ausreichend ist, um die Nachfrage auf dem Weltmarkt zu bedienen. Hierzu werden in der Trockenzeit je nach Größe des Baumes, 6 bis 8 Blätter abgeschnitten. Damit die Carnaubapalme keinen Schaden davon trägt, darf diese Ernte nur 2 bis maximal 3 mal pro Jahr erfolgen. Zwischen den Ernten sollten mindestens 80 Tage Pause liegen, damit eine ausreichende Erholungsphase gewährleistet ist. Auf dieser Basis kann ökologisch mit diesem natürlichen nachwachsenden Rohstoff gewirtschaftet werden.

Für die Ernte müssen die Arbeiter oftmals tief in den Dschungel vordringen. Mit langen Stangen schneiden sie die Blätter aus den Kronen der Carnaubapalmen und liefern sie an zu einem zentralen Lager. Für die weitere Verarbeitung werden die Blätter dort zunächst auf Matten getrocknet. Die sich lösenden Wachsschuppen können anschließend manuell abgeschabt werden. Das gereinigte Wachs wird abschließend zu einem groben Pulver verarbeitet, dass weltweit vermarktet wird und in der Lebensmittel-, Kosmetik- und teilweise in der Pharma- und Lackindustrie Verwendung findet.

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In der Lebensmittelindustrie dient Carnaubawachs vor allen Dingen als natürliches Trenn- und Überzugsmittel. So verwendet die Firma Haribo Carnaubawachs als Überzug für ihre Gummibärchen. Ein ARD-Faktencheck aus dem Jahr 2017 fand allerdings heraus, dass die Arbeitsbedingungen bei den brasilianischen Erntehelfern teilweise nicht tragbar seien. Die Arbeit sei sehr hart, gefährlich und schlecht bezahlt. Außerdem wird davon berichtet, dass immer wieder illegale minderjährige Arbeiter bei Razzien auffallen.

Inzwischen gibt es Zertifikate, die lokale Betriebe für ihre Arbeitsbedingungen auszeichnen und eine faire Bezahlung der Arbeiter unter angemessenen Bedingungen garantieren. Für den Endverbraucher ist dies jedoch schwer ersichtlich, da anerkannte Bio- oder Öko-Siegel, die es auch beim Carnaubawachs gibt, nichts über die Arbeitsbedingungen vor Ort aussagen. Letztlich müssen Sie sich als Kunde auf die gewissenhafte Prüfung der Hersteller verlassen, von wem sie ihre Rohstoffe beziehen.

Aufgrund der unklaren Arbeitsbedingungen vor Ort, der Ausbeutung eines schützenswerten Lebensraumes und sehr weiter Transportwege kann Carnaubawachs durchaus kritisch betrachtet werden. Zwar wird es oftmals als vegane Alternative zu Bienenwachs angepriesen, allerdings ist es nicht die einzige. Andere pflanzliche Wachse sind Candelillawachs, Sojawachs, Sonnenblumenwachs oder Rapswachs. Letztere werden sogar in Deutschland produziert und es entstehen keine weiten Transportwege. Keines dieser Wachse erreicht den Härtegrad des Carnaubawachses, außerdem sind sie teilweise deutlich teurer. Für die Großindustrie mögen sie daher eine schlechte Alternative darstellen, aber für den privaten Hausgebrauch und die Anwendung bei eigenen Rezepten sind sie eine gute Möglichkeit, die überdacht werden kann.